“Religions for Future” – Christlich-Muslimische Tagung am Pfingstfest zum Klimawandel

Teilnehmer der Christlich-Islamischen Tagung zum Pfingstfest

An den Tagen des christlichen Pfingstfestes, vom 3. bis 6. Juni 2022, kamen etwa 40 Menschen – zum ersten Mal nach Corona – zu einer dreitägigen interreligiösen Begegnung zusammen. Es handelte sich um Christen, Muslime, Juden, Humanisten, Atheisten, Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Lebensbereichen.
Gemeinsam beschäftigten sie sich mit dem Thema der Konferenz: „Religions for Future?!
Christentum und Islam vor der Herausforderung des Klimawandels“. Die Formate reichten von Vorträgen, Begegnungen, Stille, wissenschaftlichen Ausführungen, Gruppendiskussionen, kreativen und spirituellen Aktivitäten bis hin zu Speaker’s Corners.
Es war sehr bewegend – nach einer zweijährigen Pause aufgrund von Corona – alte und neue Freunde wieder zu treffen, die alle eines gemeinsam haben: das Engagement für Begegnung, Dialog und Arbeit für das Gemeinwohl.

32 Jahre ohne Unterbrechung

Viele Teilnehmer sind in ihren eigenen Kreisen führend und haben die unterschiedlichsten Hintergründe: Lehrer, Berater, Ingenieure, Historiker, Krankenschwestern usw., die mit ihren Nachbarn und Gemeindemitgliedern auf freundschaftliche Weise in Kontakt treten und leben wollen.
Abgesehen von der Corona-Krise findet die Veranstaltung seit 32 Jahren ohne Unterbrechung jedes Jahr statt. Die Veranstaltung ist immer eine Mischung aus interreligiösen Elementen und einem gesellschaftspolitischen Thema.
Wir haben uns gefreut, dass Dr. Judith Hartenstein von der Universität Koblenz Landau wieder dabei war und einige Studierende und Projektmitarbeitende mitgebracht hat.

Dr. Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut


Ausgezeichnete Redner stellten unterschiedliche Perspektiven zum Klimawandel vor: Dr. Thomas Hilker von der Universität Münster; Rafet Öztürk von der türkisch-islamischen Organisation DITIB. Dr. Deborah Willinger, Universität Münster, präsentierte eine jüdische Sichtweise. Dr. Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut erläuterte die Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten des Klimawandels – sowohl aus naturwissenschaftlicher als auch aus politischer Sicht. Die Aufgabe des Wuppertal Instituts ist die Forschung zur nachhaltigen Entwicklung.

Der kreative Montag

Marie Rösner und Mohamad Magdah von Hima e.V. und Karimah Stauch

Am Montag stellten junge Projektverantwortliche in zwei Projekten ihre Arbeit vor: Anna-Maria Fischer vom Erzbistum Köln und Samira vom BFMF (Muslimisches Frauen-Bildungs- und Begegnungszentrum) berichteten über ihre Arbeit mit einer interreligiösen Gemeinschaft zu ökologischen Fragen (siehe z.B. die Initiative beim Erzbistum Köln). Marie Rösner und Mohamad Magdah stellten die islamische Umweltinitiative Hima e.V. vor.

In interaktiven Workshops – wie „Klimawandel als Medienereignis“, Singen, altorientalische Musiktherapie, „Biblische und koranische Texte im Gespräch“ – konnten die Teilnehmer ihre Kreativität entfalten. Und in „Speakers‘ Corners“ tauschten sie sich über gute Praxisbeispiele und Initiativen aus.

Mitglieder von 5 deutschen URI CCs nahmen an der Konferenz teil. – DMLBonn CC und URI Germany CC sind Mitveranstalter der Konferenz zusammen mit den Partnern: Bendorfer Forum für ökumenische Begegnung und interreligiösen Dialog, Evangelische Akademie Villigst und möwe (Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung).

Am Ende der drei Konferenztage sahen wir viele glückliche Gesichter und hörten, dass sich die Menschen bereichert und inspiriert fühlten. Die Menschen verabschiedeten sich mit einem „Auf Wiedersehen“.
www.muslimliga.de, https://www.uri-deutschland.de/, https://de-de.facebook.com/bendorferforum/, https://www.kircheundgesellschaft.de/, https://www.moewe-westfalen.de/

Bericht: Karimah Stauch

Vertreter von URI Europe auf der RETOPEA-Konferenz in Warschau

Religiöse Vielfalt in Europa: Die Vermittlung der Vergangenheit an die Jugend

Die RETOPEA-Konferenz vom 16. bis 17. Mai 2022 in Warschau zeigt, wie religiöser Frieden und Toleranz durch Lernen mit der Geschichte gefördert werden können.
Das von der EU finanzierte Projekt RETOPEA, das von 2018 bis Ende 2022 läuft, untersucht, wie religiöse Koexistenz in verschiedenen Umgebungen gedacht wird und wie religiöser Frieden in der Vergangenheit hergestellt wurde. Das Projekt bringt ein umfangreiches interdisziplinäres Konsortium von akademischen und nicht-akademischen Partnern aus Belgien, Estland, Deutschland, Finnland, Mazedonien, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich zusammen.

Wir möchten, dass Jugendliche – 12- bis 16-Jährige – kurze Dokumentarfilme, so genannte „Dokutubes“, drehen. Das didaktische Grundmaterial dafür stellen wir im Projekt zur Verfügung. Auf diese Weise wollen wir die Jugendlichen dazu anregen, über das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Hintergründe und Überzeugungen nachzudenken. Auf diese Weise wollen wir sie widerstandsfähig gegen vereinfachende Propaganda machen.“ (RETOPEA-Website)

Vom 16. bis 17. Mai 2022 fand in Warschau eine RETOPEA-Konferenz statt, an der zwei Mitglieder von URI Europe, Pater Petar Gramatikov aus Bulgarien und Wilhelm Sabri Hoffmann aus Deutschland, teilnahmen.
Intensive Diskussionen und Präsentationen der Ergebnisse dieses Projekts durch Experten aus verschiedenen Bereichen zeigten, wie religiöser Frieden und Toleranz durch einen für junge Menschen ansprechenden Medienzugang gefördert werden können.

Petar Gramatikov betonte: „Wir müssen positive Erfahrungen vermitteln, diese Aufgabe vernachlässigen wir immer, wenn wir über die Vergangenheit unterrichten.“
Wilhelm Sabri Hoffmann forderte: „Wir sollten aufhören, nur über Geschichte zu lehren, sondern stattdessen Botschaften der Authentizität und eine persönliche Perspektive der Auseinandersetzung mit den Wurzeln der Geschichte vermitteln, auf die wir uns in der Zukunft stützen und die wir ausbauen möchten“.

Die Ergebnisse dieses Projekts werden in einem Buch mit dem Titel „Religiöse Vielfalt in Europa: Vermittlung der Vergangenheit an die Jugend“ (‘Religious Diversity in Europe: Mediating the Past to the Young’). Die von jungen Menschen in verschiedenen Ländern erstellten Doctubes werden bald auf der Website von RETOPEA zu finden sein.

Besuch des POLIN-Museums

Dass es kein Zufall war, dass die Konferenz in der Hauptstadt Polens stattfand, zeigte der Besuch des POLIN-Museums für die Geschichte der polnischen Juden zu Beginn der Konferenz. Dieses Land hat eine lange und erstaunliche Geschichte der religiösen Toleranz und der Friedenssicherung zwischen Katholiken, Protestanten, Orthodoxen, Juden und Muslimen, die den meisten Europäern unbekannt ist. Dies erinnerte die Teilnehmer daran, dass wir uns nicht länger nur auf Westeuropa konzentrieren können, wenn wir über Toleranz in Europa sprechen! Wir müssen ganz Europa in die Betrachtung einbeziehen.

Bericht: Wilhelm Sabri Hoffmann
Übersetzung aus den Englischen ins Deutsche: Karimah Stauch