Das persische Neujahrsfest Naw Rùz

Webinar des Interkulturellen Kreises Bonn von United Religions Initiative am 25. März 2021

Referent Dr. Aziz Fooladvand: Die Menschen im Iran – sowie verschiedene Gemeinschaften in Westasien, Zentralasien, dem Kaukasus, dem Schwarzmeerbecken, dem Balkan und Südasien – feierten das Neujahrsfest – wie alle Jahre wieder – am 21. März. Dies hat Dr. Aziz Fooladvand, ein Mitglied des URI Interkulturellen Kreises Bonn, angeregt, ein Webinar zu geben, in dem er über Herkunft und Symbolik dieses Festes referierte. 22 Teilnehmer, nicht nur aus Bonn und Umgebung, sondern auch aus dem Saarland und München, ja sogar eine Dame aus der Türkei, haben an dem Webinar teilgenommen.

Es war interessant zu erfahren, dass in diesem Jahr nach dem persischen Kalender ein neues Jahrhundert begonnen hat, nämlich 1400. Nach dem islamischen Kalender befinden wir uns im Jahr 1442. Während beide ihre Jahreszählung mit dem Auszug von Mohammed von Mekka nach Medina, der sog. Hidschra, beginnen, so zählt der islamische Kalender nach Mondjahren und der persische nach Sonnenjahren. Der Jahresanfang, der zur Tag- und Nachtgleiche im Frühling festgelegt ist, wurde schon im Altpersischen Reich festlich begangen. Und wer einmal in Persepolis war, kennt die Reliefs an der Treppe zum Palast, mit den Satrapen des Reiches, die zum Frühlingsfest erschienen sind.

Die unterworfenen Länder brachten Opfergaben dar:


Aziz Fooladvand ging auf die Ursprünge des Festes sowohl aus dem Achämenidischen Reich als auch aus dem Mitras-Kult (Kampf Licht – Dunkelheit, Gut – Böse) ein. Ebenso auf die Tierkreiszeichen, wie wir sie später im Abendland auch übernommen haben.

Ursprung des Frühjahrsputzes

Selbst den Frühjahrsputz haben uns die Perser voraus: Denn bevor das Neue Jahr begangen wird, muss alles reingemacht werden. Es ist ein neuer Aufbruch!
Der große Dichter, Philosoph und Astronom Omar Khayyam hat um 1200 den bis heute gültigen Kalender entwickelt, der sich nach der Sonne richtet und sogar noch genauer als der Gregorianische Kalender ist, der erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstand.

So wissen die Perser die genaue Uhrzeit auf die Minute, wann das neue Jahr beginnt. Mit der Feier des Neujahrsfestes sind eine Menge traditionelle Riten verbunden, die uns Dr. Aziz Fooladvand erklärt hat. Dazu gehört auch der Naw Rùz Tisch:

Der Referent hat alle Gegenstände und ihre Bedeutung erläutert und uns mit den Sitten und Gebräuchen vertraut gemacht.

Unter den Teilnehmern des Webinars waren auch einige Iraner und Afghanen, die ihre Erfahrungen ebenfalls mit eingebracht haben. Es entstand noch ein reger Gedankenaustausch, so dass das Seminar schließlich 2 3/4 Stunden dauerte und durch eine Darbietung auf dem alten iranischen Seiteninstrument Tar zu einem krönenden Abschluss kam.Die Resonanz war so positiv, dass Herr Dr. Fooladvand weitere Seminare in Aussicht stellte. Besonders interessant wäre auch das Fest zur Wintersonnenwende. Wir dürfen gespannt sein.

Marianne Horling

Angaben zum Referenten:
Dr. Aziz Fooladvand ist Soziologe und Islamwissenschaftler und tätig in der Integrations- und Präventionsarbeit sowie in der De-Radikalisierung Jugendlicher. Als Experte für islamischen Fundamentalismus ist er seit Jahren unentbehrlich sowohl in der Politik als auch in gesellschaftlichen Aktivitäten. Außerdem arbeitet er bei Amnesty International als Mitglied der Asylgruppe.
Herr Dr. Fooladvand unterrichtet an einer Bonner Realschule. Er steht jungen Muslimen sowie den Familien auch als Berater zur Verfügung. Von jeher war ihm aber der interreligiöse Dialog wichtig, und darin ist er auch heute noch sehr engagiert.

Solidarität und Spiritualität in Corona-Zeiten – Vom Geist getragen und bewegt

„Solidarität und Spiritualität in Corona-Zeiten – Vom Geist getragen und bewegt“ war das Thema eines Onlinetreffens am Freitag vor Pfingsten, 21.5.2021.

29 Menschen waren zusammengekommen, um miteinander zu sprechen, von den Erfahrungen im letzten Jahr zu berichten, aber sich auch miteinander über die Wichtigkeit von Spiritualität und Solidarität auszutauschen.

Da die jährliche 3-tägige Christlich-Islamische Tagung am Pfingstfest– wie leider auch schon im Vorjahr – wieder nicht in der Jugendbildungsstätte Nordwalde bei Münster stattfinden konnte, hatte das Planungsteam alle Interessierten zu diesem Online Abend eingeladen.

Das Programm beinhaltete spirituelle Elemente aus Christentum, Islam und Poesie, Gespräche in Kleingruppen, gemeinsame Bewegung sowie Impulsvorträge aus christlicher und muslimischer Sicht.

In der gegenwärtigen Zeit von Krisen und der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft sind Räume wichtiger denn je, die Begegnung und Austausch über Gruppengrenzen hinweg ermöglichen. So entsteht Verständnis, Resilienz und gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Und so gab es begeistertes Feedback von Teilnehmenden:

„Das war gestern eine neue Erfahrung mit vielen Erinnerungen. Ihr habt es großartig gestaltet…So hatte ich noch lange was zum Denken…Feli“

„Das war sehr schön gestern Abend und es war auch gut vorbereitet! Manchmal hatte man gar nicht mehr das Gefühl, sich nur in einem virtuellen Raum zu befinden, sondern eher in der gewohnten geschützten Umgebung. Dank an alle, die an der Planung beteiligt waren. Sabri“

„gaaaanz großen Dank an dich und alle vom „Pfingstteam“, die ihr uns diesen großartigen Abend ermöglicht habt!! bitte gib meinen Dank an alle weiter! Ich hab mich im Vorhinein gefragt, wie eine Zoom-Konferenz mit vielen und noch die „Kleingruppen“-Arbeit gehen soll und war so überwältigt, was alles geht und wie gut! Wie schön, euch alle in so vertrauter Runde wiederzusehen-zu hören…. Konny“

„danke für … die toll geplante Veranstaltung. Man spürt total, dass Ihr alle wie eine große Familie zusammen gewachsen seid und Euch auch alle im Blick habt. Das war für mich ein sehr besonderer Abend. Ulrike Pietsch“

Die meisten Teilnehmenden sind Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit vielfältigen beruflichen und ehrenamtlichen Funktionen. Die Tagung ist für viele ein Ort des Krafttankens, der Erneuerung, der Begegnung, der Weiterbildung und des Erfahrungsaustauschs.

Die Christlich-Muslimische Tagung am Pfingstfest findet seit 1988 jeweils 3 Tage lang an Pfingsten von Freitag bis Montag mit jährlich wechselnden gesellschaftlichen Themen statt. 2019 war die 31. Tagung. Für die Kinder wird ein eigenes Programm angeboten.

In Kooperationen mit der Universität Koblenz-Landau sowie dem Pastoralkolleg nehmen jeweils auch Studierende und Theologinnen und Theologen an diesem interreligiösen Zusammenleben über drei Tage teil.

Die Tagung wird von einem interreligiösen Team und Ihren Organisationen verantwortet: Bendorfer Forum für Ökumenische Begegnung und interreligiösen Dialog e.V., Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V. (DMLBonn) – Mitglied der United Religions Initiative (URI), MÖWE (Amt für Mission, Ökumene und Kirchliche Weltverantwortung in der Ev. Kirche von Westfalen), Evangelische Akademie Villigst.